drei gute gründe zu malen
Ich denke, fast jeder Mensch sucht danach – auf seine Weise -, nach diesem Gefühl, in einen Moment vertieft zu sein: Aufzugehen in einem Zustand, in dem nichts anderes ins Bewusstsein dringt, als die Intensität des Augenblicks. Mancher spricht von „sich verlieren“, „sich vergessen“; ich denke, es ist die Zuflucht in höchste Konzentration, die zugleich eine völlige Entspannung von anderen Zuständen ist. Mein Mittel, den Weg dahin zu suchen, ist die Malerei.
Mir entsprechend, wie es für andere die Musik, das Schreiben oder das Gartenumgraben ist. Nicht, dass es einfach wäre und in Gänze gelingt es mir eher selten. Doch seit ich es einmal erlebt habe, suche ich es mit Sehnsucht. Wenn es gelingt, ist alles unbeschwert, grad so, wie es oft in Kindertagen war.
Mein zweiter guter Grund zu malen, ist die Freude an der Gaukelei:
Ich quetsche Tuben, pinsle, matsche, kratze, wische. Mallappen verwandeln sich in (später brettharte) bunte Schmetterlinge; mal geht es dreckig zu und wild, mal beherrscht und akribisch. Malen ist etwas Sinnliches. Der Geruch der Farben, ihre fühlbare Konsistenz und ihr Leuchten; die Anstrengung des Sehens. Fragen und Zweifel, im Kopf und im Herzen; Verzweiflung wechselt mit Leidenschaft und dann passiert es: es ist etwas entstanden, was mich innehalten lässt. Von Linie und Fläche zu Illusion. Flecken und Tupfen von Öl, Acryl oder Aquarell formen sich zu Geschichten und Gefühlen; Augenblicke hängen fest auf der Leinwand. Dieser Prozess fasziniert mich immer wieder und oft weiß das Bild mehr über mich, als ich selbst, denn ein Stück meiner Persönlichkeit hat sich mit Farben, Malmitteln und Fantasie zu etwas Neuem verdichtet.
Die Dinge aus der inneren Welt heraus betrachten, nenne ich den dritten Grund. Bewusst und intuitiv entscheide ich darüber, welche Themen in mir kreisen. Die innere Welt besteht aus einem Konglomerat aus Veranlagung, Erfahrungen und Wünschen. Jeder Mensch hat einen ganz eigenen Blick.
Es ist ein Ausdruck meines Selbst, was ich als bildwürdig erachte. Ich gebe etwas von mir preis, aber Stimmungen und Räume zu formen, hat auch etwas mit Macht zu tun. Ich wähle und lenke damit den Blick des Betrachters. Und wenn es mir gelingt, kann ich Nichtiges emporheben und sonst Unbeachtetes in seiner eigenartigen Schönheit aufleuchtet lassen.
mona hapke